Marßels Leichtathletin Helena Nikolopoulos gehört zu den besten W14-Vierkämpferinnen Deutschlands

Marßel. Für Helena Nikolopoulos von der SG Marßel läuft es derzeit rund. Die Leichtathletin taucht gleich zweimal in den Top Ten der deutschen Bestenliste für das Jahr 2023 auf. Mit 1,65 Metern belegt die 14-Jährige Rang sieben im Hochsprung ihres Jahrgangs W14 sowie Platz fünf im Vierkampf. „Ihre Leistungen sind schon der Wahnsinn“, sagt ihr Trainer Gerold Christen. Ihren 14. Geburtstag feierte Nikolopoulos gerade beim 2:0-Sieg des SV Werder Bremen über den FC Augsburg in der Fußball-Bundesliga im Weserstadion.

Wenn es die Zeit zulässt, besucht Helena Nikolopoulos gerne mal mit Freunden sowie ihren Geschwistern ein Werder-Heimspiel. Eigentlich hat Nikolopoulos sogar bereits die 1,68 Meter übersprungen. „Ich war schon drüber, muss die Latte dann aber doch noch irgendwie mit meinem Bein erwischt haben“, berichtet der Youngster. Mit ihren langen Beinen bei einer Körpergröße von 1,78 Metern und nur knapp 60 Kilogramm Gewicht hat sie gute Voraussetzungen für den Hochsprung. „Und da meine Eltern sehr groß sind, glaube ich sogar, dass ich noch weiter wachsen werde“, erklärt sie. Ihr Vater Nikolas misst sogar 196 Zentimeter.

Im Land Niedersachsen/Bremen ist Helena Nikolopoulos die Nummer zwei im Vierkampf hinter ihrer Dauerrivalin und deutschen Vizemeisterin Svea Funck vom TV Jahn Walsrode. „Die ist megagut und in allen Disziplinen vor mir“, sagt die Achtklässlerin. Ihre Leichtathletik-Laufbahn begann Helena vor einigen Jahren bei der SG akquinet Lemwerder unter Trainer Christian Bunke. Nachdem sich die dortige Gruppe aufgelöst hatte, wechselte sie vor drei Jahren zur SG Marßel und somit zu Coach Gerold Christen. „Bei ihm macht das vielfältige Training immer viel Spaß“, versichert die Gymnasiastin, die in Ritzenbüttel in der Gemeinde Lemwerder wohnt und deshalb stets mit der Fähre die Weser passieren muss, um zum Training zu kommen.

Kugelstoßen nicht so ihr Ding

Im Sommer trainieren die Marßeler dreimal pro Woche. „Dabei ist das Montags-Training freiwillig. Da findet dann auch das Krafttraining statt, an dem ich in meinem Alter noch nicht teilnehmen darf“, verrät Nikolopoulos. Ihre zwei Jahre ältere Schwester und Vereinskollegin Jula begleitet sie dabei meist zum Training. „Ich habe zuerst angefangen. Meine Schwester ist dann irgendwann dazu gekommen“, lässt Helena Nikolopoulos wissen. Die beiden haben noch zwei weitere Geschwister.

Während ihr Bruder Dennis (19) Fußball beim SV Lemwerder spielt, ist Hannah (27) früher auch mal Leichtathletin gewesen. Den Nachnamen verdankt die Familie dem bereits verstorbenen griechischen Großvater, dem Vater von Nikolas Nikolopoulos. „Meine Oma ist aber Deutsche“, sagt Helena Nikolopoulos. Zusammen mit ihrem Vater Niko fährt sie auch gerne mit dem Rennrad. „Ich habe aber kein Interesse am Triathlon oder Duathlon“, stellt die 14-Jährige klar.

Zum Vierkampf gehören neben dem Hoch- auch der Weitsprung sowie der 60- oder 100-Meter-Sprint und Kugelstoßen. Im Weitsprung hat Helena Nikolopoulos mit 5,03 Metern auch bereits die magische Fünf-Meter-Marke durchbrochen. Damit liegt sie auf Position 81 in der nationalen Jahresbestenliste. Über die 100 Meter steht eine Bestzeit von 13,33 Sekunden zu Buche. „Nur das Kugelstoßen ist nicht so meine Lieblingsdisziplin“, räumt sie offenherzig ein. Aber auch hier hat sie immerhin bereits die neun Meter geknackt.

Ihre gleichaltrige Kontrahentin Svea Funck betreibt auch schon den Siebenkampf. Im Vergleich zum Vierkampf gesellen sich dabei noch der 800-Meter-Lauf, Speerwerfen und ein Hürdensprint dazu. „Da die Hürden bei uns nicht viel trainiert werden, kann ich mir ein Antreten im Siebenkampf derzeit noch nicht vorstellen“, gibt Helena Nikolopoulos zu verstehen.

Beim Training für den Hochsprung komme es auch darauf an, dass der Anlauf passe. „Man darf aber auch keine Angst vor der Hochsprung-Latte haben. Viele laufen einfach aus Respekt vor der Höhe daran vorbei“, sagt sie.

Weil die Hochspringer Spikes an den Schuhen verwenden, bestehe eine gewisse Verletzungsgefahr, wenn man aus Versehen mit einem Schuh das andere Bein treffe. „Die Spikes erleichtern einem aber den Hochsprung“, versichert die Schülerin des Gymnasiums in Lemwerder. Es gebe auch spezielle Schuhe nur für den Hochsprung. „Solche habe ich aber noch nicht“, verrät sie.

Motivierendes Dauerduell

Bei den jüngsten Freiluft-Landesmeisterschaften übersprang die 14-Jährige ebenso wie Svea Funck 1,65 Meter. Da sich die Marßelerin aber dabei einen Fehlversuch mehr erlaubte, musste sie Funck mal wieder den Vorrang geben. Helena Nikolopoulos kann diesem Dauerduell aber auch etwas Positives abgewinnen: „So bin ich immer motiviert, mich zu verbessern, um sie zu schlagen. Wir können uns gegenseitig zu besseren Leistungen hochschaukeln.“

Im Vierkampf können die beiden im Winter nur sehr eingeschränkt an Wettkämpfen teilnehmen. „Längst nicht alle Hallen haben schließlich noch eine Kugelstoßanlage“, so Nikolopoulos. Mit Platz fünf in der bundesweiten Bestenliste solle noch lange nicht Schluss sein. „Ich möchte mich in diesem Ranking noch weiter verbessern“, kündigt Helena an. Großartige Verletzungsprobleme musste sie bislang noch nicht überstehen. Vor kurzem musste Nikolopoulos aber mal für einen Monat wegen einer verkürzten Achillessehne mit dem Training und Wettkämpfen aussetzen.

„Ich durfte mein Bein nicht belasten. Es war schon sehr komisch für mich, nichts machen zu dürfen“, sagt die junge Sportlerin. Mit vielen Dehnübungen hoffe sie aber, ihre Probleme an der Achillessehne auf Dauer in den Griff zu bekommen.

Aus "Die Norddeutsche" vom 19.12.2023