Marßels Rebecca Christen und ihre Teamkollegin Charlotte Hesse landen in Minden einen famosen Doppelsieg
von Karsten Hollmann

Marßel. „Einen solch wahnsinnigen Wettkampf habe ich noch nie erlebt“, zeigte sich der Trainer der SG Marßel, Gerold Christen, nach dem Leichtathletik-Meeting in Minden euphorisiert. Charlotte Hesse und Rebecca Christen traten im Hoch- sowie im Weitsprung an und legten dabei im Weitsprung bei elf von zwölf Versuchen persönliche Bestleistungen an den Tag.

Der traditionelle Wettkampf, der eigentlich als Abendsportfest ausgetragen wird, nun aber über ein ganzes Wochenende verteilt stattfand, begann mit dem Hochsprung. Sowohl Hesse als auch Christen stiegen im Wettbewerb der Frauen mit 1,40 Metern hoch ein. Für Charlotte Hesse sprangen am Ende ganz gute 1,44 Meter heraus, die für sie aber nur ein kleines Aufwärmen für den Weitsprung darstellen sollten.

Rebecca Christen wollte hingegen ihre eigene Bestmarke überbieten. Sie schaffte letztlich auch alle Höhen bis zur persönlichen Bestleistung mit 1,52 Metern im ersten Versuch und lag somit nur um einen Zentimeter unter der Qualifikation zu den Landesmeisterschaften (LM).

„Bei 1,56 Metern fiel die Latte im ersten Versuch erst, als Rebecca auf der Matte lag – was für starke Sprünge. Am Ende gewann Rebecca den Hochsprung-Wettbewerb“, berichtete ihr Vater Gerold Christen. Die zweitplatzierte Chantal Maschinski von der LG Ahlen bewältigte die 1,52 Meter erst im zweiten Versuch. Im folgenden Weitsprung peilte Charlotte Hesse die Fünf-Meter-Marke an, während Rebecca Christen ihre persönliche Bestleistung von 5,26 Metern von Anfang Juli dieses Jahres übertreffen wollte.

„Es herrschten auch Topbedingungen unter Corona-Beschränkungen”, schwärmte Christen. Hesse gelang gleich im ersten Versuch der Satz auf exakt fünf Meter. “Was für eine Freude”, meinte Gerold Christen. Seine Tochter lieferte im zweiten Sprung mit 5,29 Metern bereits die erhoffte neue Bestmarke ab. Diese übertraf sie im nächsten Versuch sogar noch um sechs Zentimeter.

„Wir hatten alle Gänsehaut. Es war alles perfekt. Wie hätte sie sich da noch verbessern können?“, fragte sich Gerold Christen. Aber erst einmal war Charlotte Hesse wieder an der Reihe, die mit bärenstarken 5,13 Metern die LM-Quali packte. „Das war schon irre“, sagte Christen. Der vierte Versuch von Rebecca Christen gehe aus seiner Sicht dann in die Geschichtsbücher ein. „Rebecca rannte an und traf das Brett wie in den Sprüngen vorher nahezu perfekt und landete bei 5,50 Metern. Es herrschte aber immer noch Stille, weil wir wegen einer Corona-Vorgabe nicht rufen, schreien oder anfeuern durften“, so Gerold Christen.

Nach der Bestätigung durch das Kampfgericht seien die Freudenschreie in allen Augen zu erkennen gewesen. Damit hat sich Rebecca Christen die Startberechtigung zu den norddeutschen Meisterschaften gesichert.

Charlotte Hesse packte im Anschluss auch noch zwei Zentimeter drauf. Rebecca Christen bestätigte dann mit 5,49 Metern, dass es sich bei ihren 5,50 Metern nicht um eine Eintagsfliege handelte. Charlotte Hesse sorgte zum Abschluss noch für einen weiteren Paukenschlag.

„Sie lief in ihrer gewohnten starken Anlaufgeschwindigkeit an, traf das Brett und landete bei 5,33 Metern“, teilte ein restlos begeisterter Gerold Christen nach dem Doppelsieg seiner Schützlinge mit. Dieser hatte spontan bei Charlotte Hesse angefragt, ob sie nicht ihre Klubkollegin Rebecca Christen nach Minden begleiten wolle.

„Nach kurzer Überlegung sagte Charlotte zu und wurde letztlich nachgemeldet“, informierte Gerold Christen. Um als Team wirken zu können, startete die 16-Jährige in der gleichen Altersklasse wie Rebecca Christen, also bei den Frauen.

Aus "Die Norddeutsche" vom 23.07.2020

„Einfach wunderbar; wir haben der Krise getrotzt“ war das Fazit von Gerold Christen, Leichtathletik-Trainer der SG Marssel, am Ende des Corona-bedingten ersten Freiluftwettkampfs seiner Athleten in 2020. Unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Krise wurde vom Trainer-Team und Abteilungsvorstand mit umfassender Unterstützung durch den Vorstand um Heiko K. Klepatz in kürzester Zeit ein passendes Wettkampf- und Hygienekonzept für das Meeting im Burgwallstadion erarbeitet. Man beschränkte sich auf SGM-Athleten und begrenzte durch die Wahl der Top15 des Vereins gleichzeitig den Umfang der Teilnehmer. Damit war der Wettkampf auch mit einer reduzierten Anzahl von Helfern gut zu begleiten.

Nach Monaten ohne Wettkampf und vielen Wochen des eingeschränkten Trainings erzielten die meisten Sportler (U14 bis Erwachsene) starke Mehrkampfergebnisse. Unter anderem 6 Qualifikationsleistungen für die Landesmeisterschaften und einem Dutzend persönlicher Bestleistungen standen am Ende eines wettertechnisch durchwachsenen Sonntags unter dem Strich.

Im Sprint ragte neben den vier Damen der leistungsstarken 4x 100m Staffel vor allem Tyrece Deede  (U18) mit 11,6 s über 100m heraus und qualifizierte sich für die Landesmeisterschaften im September. Ebenso qualifizierten sich Charlotte Hesse mit 13,1 s (U 18) und Annika Sajnog (U16) mit 13,8 s über diese Strecke.

Im Hochsprung sorgten Jan Kleinekathöfer (Männer) mit 1,73 m sowie Clara Ruppelt  (U16) mit 1,49 m für herausragende Ergebnisse die von den Helfern/Zuschauern mit lautem Beifall honoriert wurden. Solide Leistungen zeigten Rebecca Christen (1,49m) und Charlotte Hesse (1,45m). Das Highlight war aber ein 1,29 m-Sprung von Leni Nowottny (U14); mit ihrer jungen Erfahrung zeigte die knapp 1,40m große Athletin damit ein enormes Potential für die Zukunft.

Im Kugelstoßen erreichte Tyrece fast die 10 m-Marke. Tolle Mehrkampfpunkte sammelten in dieser Disziplin Charlotte, Clara und Rebecca mit Weiten jeweils um die 9m.

Der Weitsprung war von den sprungstarken männlichen Jugendlichen geprägt. Tyrece erreichte 5,44 m und musste sich letztlich nur Jan mit 5,74 m geschlagen geben. Bei den Damen überragte Rebecca Christen, die mit persönlicher Bestleistung von 5,23 m, wie angekündigt die 5m-Marke knackte. Charlotte Hesse mit 4,96m und Amelie mit 4,66m unterstrichen den starken Auftritt der Weitspringerinnen der SGM. Auch hier tritt mit Leni  (4,13m/U14) eine junge Athletin einen vielversprechenden Weg an.

Ein langer Wettkampf ging dann mit dem 800m-Lauf zu Ende. Das Ziel des Trainers, alle Athleten unter 3 min ins Ziel zu bringen, ging fast auf – 13 von 15 schafften die Vorgabe. Tyrece konnte sich erst auf der Zielgerade mit einem wuchtigen Sprint gegen den 5 Jahre jüngeren Tamino Loeper durchsetzen. Jan Kleinekathöfer. trumpfte mit 2:19 min nochmals auf.

In Summe gab es ein starkes Ergebnis im Mehrkampf, dass große Hoffnungen auf Erfolge bei den Landesmeisterschaften weckt. Die erfahrene Rebecca Christen wird Ihrer Rolle als national leistungsstarke 5-Kämpferin wieder einmal gerecht. 2019 hätte das Ergebnis sogar für den Sieg bei den Landesmeisterschaften in der Mannschaftswertung gereicht. In 2020 bedeutet dies zumindest im Moment Platz 1 auf der inoffiziellen deutschen Bestenliste.

Zusammen hat die SGM damit viele Mehrkämpfer/Innen und eine gute 4x 100m-Staffel für die Wettkämpfe in petto, die ihre Zeichen bei den Landesmeisterschaften setzen könnten. Sehr schön ist das Potential nachrückender Schüler wie der sprungstarken Leni Nowottny oder dem ausdauernden Tamino Loeper.

Den drei besten Athleten überreichten, mit dem gebotenen Abstand, die beiden Abteilungsvorstände Kerstin Sajnog und Claudia Busch einen Pokal und ein kleines Geschenk; die restlichen Teilnehmer wurden ebenfalls mit einer kleinen Gabe für ihre hervorragenden Leistungen unter den schwierigen Bedingungen belohnt.

Das Ziel der Truppe um Gerold Christen ist nun ein weiterer Wettkampf im schönen Burgwallstadion; im September dann eventuell mit mehr Athleten der SGM.  „Wenn in Zeiten von Corona 2020 noch mehr Wettkämpfe stattfinden, sehen wir weiteren guten Ergebnissen entgegen.“ stellt Trainer Gerold Christen positiv fest und verabschiedete Athleten, Helfer und Zuschauer.